So sieht es aus

Der Digitale Euro schafft Wettbewerb und Unabhängigkeit

Der Handel befindet sich wie kaum eine andere Branche im digitalen Wandel. Geschäftsprozesse sowohl online als auch zunehmend im stationären Bereich werden bereits mobil abgewickelt. Dazu gehören auch praktikable und digitale Bezahlprozesse.

Der digitale Euro kann in diesem Umfeld einzigartige Vorteile für Verbraucher und Händler bringen:

• Eine robuste europäische Zahlungsmethode für alle Anwendungsfälle

• Geringere Installations- und Transaktionskosten führen zu niedrigeren Preisen für Waren und Dienstleistungen

• Größerer Datenschutz

• Verbesserte digitale finanzielle Eingliederung

• Verbesserte Innovation: Förderung von Wettbewerb, Innovation und neuen Zahlungserfahrungen

Hinzu kommt ein nicht sofort sichtbarer Vorteil, nämlich die Schaffung eines Korrektivs im digitalen Raum, so wie es Bargeld im physischen Raum ist und auch langfristig bleibt.

Mit einer Infrastruktur für den digitalen Euro können wettbewerbsorientierte Player innovative Ideen umsetzen, ohne auf vorhandene Strukturen der etablierten Zahlungssysteme angewiesen zu sein. Damit einher geht auch die Option, kostengünstige Infrastrukturen zu nutzen, die unter staatlicher Hoheit stehen.

Mit dem digitalen Euro kann es (erstmalig) gelingen, ein unbares kanalübergreifendes Zahlverfahren zu etablieren, dass den Anforderungen der Nutzer auf beiden Marktseiten genügt und nicht den wirtschaftlichen Interessen eines oder mehrerer Systembetreiber untergeordnet wird.

Die Herausforderung

Handel und Verbraucher wünschen sich Unabhängigkeit im Payment

Die Umsetzung des Regelwerkes zum Digitalen Euro sowie die praktische Ausgestaltung durch das Eurosystem müssen Antworten auf diese Anforderungen geben:

• Der digitale Euro muss zu einer Reduzierung der allgemeinen Zahlungskosten führen

• Er sollte durch seine Gestaltung zu einer breiten Akzeptanz bei Verbrauchern und im Handel führen

• Er darf nicht zu ungeplanten Investitionen im Handel führen, finanzielle Unterstützung kleiner Unternehmen gesichert sein

Insgesamt soll der digitale Euro Innovationen fördern sowie Unabhängigkeit und Anonymität bieten.

Zeit zum Handeln

Digitaler Euro effizient und praktikabel umsetzen

Auch wenn bis zur Marktdurchdringung ein langer Atem nötig ist, müssen jetzt die notwendigen Weichen gestellt werden, um ein sowohl bei Verbrauchern als auch im Handel akzeptiertes staatliches unbares Zahlungsmittel zu schaffen.

Dabei ist eine Akzeptanzpflicht kein geeignetes Mittel, um ein neues Zahlverfahren zu fördern. Vielmehr sollte das neue staatliche digitale Geld für sich sprechen und entsprechend attraktiv gestaltet werden, so dass sich eine weitreichende Akzeptanz von selbst ergibt.

Von besonderer Bedeutung sind dabei akzeptable Preisstrukturen und Governance-Prozesse:

Neue Vergütungsstruktur: Eine einheitliche, feste Gebühr pro Transaktion ist notwendig, die so niedrig wie möglich sein muss – wobei Transaktionen mit geringem Wert kostenlos abgewickelt werden sollten. Eine prozentuale Gebühr ist nur mit einer Deckelung des Gebührenbetrages akzeptabel.

Keine Interbankenentgelte: Aufgrund des wirtschaftlichen Charakters des digitalen Euro ist es nicht erforderlich, ein Interbankenentgelt für Zahlungsdienstleister zu erheben. Für die ausgebenden Zahlungsdienstleister besteht kein Kreditrisiko, da die Bestände des digitalen Euro bei der Zentralbank erfasst werden. Darüber hinaus werden die Transaktionen des digitalen Euro sofort abgewickelt, was per definitionem jedes Ausfallrisiko ausschließt.

Rückgewinnung von Investitionen durch Intermediäre: Intermediäre sollten bestrebt sein, ihre Investitionen durch innovative Mehrwertdienste, z. B. auf der Grundlage von bedingten Zahlungen, zurückzugewinnen, während sie die kostenlosen Basisdienste für die Verbraucher auf die wichtigsten Transaktionsdienste beschränken.

Öffentliche Überwachung der Gebühren: Die Gebühren für KMU und Unternehmen sollten den direkten Kosten entsprechen, die den Zahlungsdienstleistern entstehen.

Ulrich Binnebößel
Abteilungsleiter Zahlungsverkehr
E-Mail: binneboessel@hde.de