So sieht es aus
Mittelstand erhalten, Bürokratie abbauen
Der deutsche Einzelhandel steht aktuell vor erheblichen Herausforderungen. Laut dem HDE-Konsumbarometer vom November 2024 liegt der Indexwert bei 97,25 Punkten, was eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vormonat darstellt, jedoch weiterhin unter dem Basiswert von 100 Punkten aus dem Jahr 2017 liegt. Diese Zahlen spiegeln die anhaltende Kaufzurückhaltung der Verbraucher wider, die durch wirtschaftliche Unsicherheiten und steigende Lebenshaltungskosten verstärkt wird.
Zusätzlich belastet die zunehmende Bürokratie die Handelsunternehmen erheblich. Eine aktuelle Umfrage des HDE zeigt, dass 97 Prozent der befragten Handelsunternehmen in den letzten fünf Jahren einen Anstieg der bürokratischen Anforderungen verzeichnen, wobei fast zwei Drittel von einer deutlichen Erhöhung sprechen. Diese administrativen Hürden erschweren es insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und notwendige Investitionen in die Digitalisierung vorzunehmen.
Der wirtschaftliche Abschwung in Deutschland verschärft die Situation zusätzlich. Im Oktober 2024 stieg die Zahl der Regelinsolvenzen um 22,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was auf die Kombination aus sinkender Nachfrage, hohen Energiekosten und steigenden Bürokratielasten zurückzuführen ist. Diese Entwicklungen gefährden die Existenz zahlreicher stationärer Händler und bedrohen Arbeitsplätze in erheblichem Umfang.
Um den Mittelstand zu erhalten und die Wettbewerbsfähigkeit des stationären Handels zu sichern, sind dringende Maßnahmen erforderlich.
Die Herausforderung
Regeln bestehen, werden aber oft umgangen
Der deutsche mittelständische Handel kämpft 2024 mit mehreren Herausforderungen. Sinkende Konsumbereitschaft, ausgelöst durch wirtschaftliche Unsicherheiten und hohe Lebenshaltungskosten. Gleichzeitig behindern steigende Bürokratielasten die Flexibilität und Innovationsfähigkeit der Händler. Laut HDE-Umfragen beklagen 97 Prozent der Unternehmen erhöhte administrative Anforderungen. Hinzu kommen hohe Energiekosten, die Wettbewerbsfähigkeit kosten, und fehlende Ressourcen, um notwendige Investitionen in Digitalisierung zu tätigen. Der wirtschaftliche Abschwung und steigende Insolvenzen verschärfen die Situation, bedrohen Existenzen und gefährden Arbeitsplätze.
Zeit zum Handeln
100 Millionen Euro für einen digitalisierten Handel und Bürokratieabbau
Der mittelständische Handel in Deutschland steht 2024 vor enormen Herausforderungen. Um die digitale Transformation voranzutreiben, Bürokratielasten zu senken und wirtschaftlichen Abschwung zu bewältigen, fordert der HDE gezielte Maßnahmen. Denn ein lebendiger Mittelstand sichert nicht nur Arbeitsplätze, sondern ist auch entscheidend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Lebensqualität in unseren Städten.
Ein zentraler Baustein ist ein Digitalisierungsfonds in Höhe von 100 Millionen Euro, der den Ausbau des Mittelstand Digitalzentrums Handel für flächendeckende Informationen über digitale Chancen, den Einsatz von Digitalisierungsberatern, die individuell geeignete Maßnahmen erarbeiten sowie finanzielle Förderung digitaler Projekte durch ein vereinfachtes Antragsverfahren beinhalten sollte. Viele Händler können die notwendigen Investitionen aktuell nicht selbst stemmen und brauchen staatliche Unterstützung.
Zusätzlich ist der Abbau bürokratischer Hürden entscheidend. Die Vereinfachung von Antrags- und Meldeverfahren ist notwendig, um den administrativen Aufwand zu reduzieren. Eine „Bürokratiebremse“ sollte eingeführt werden: Für jede neue Regelung sollte mindestens eine bestehende gestrichen oder vereinfacht werden. Genehmigungsprozesse für Förderprogramme und Investitionen müssen beschleunigt werden.
Um lebendige Innenstädte zu erhalten, sind ergänzend finanzielle und regulatorische Maßnahmen erforderlich, die Leerstände verhindern und die Attraktivität von Stadtzentren sichern.
Dara Kossok-Spieß
Referentin Netzpolitik und Digitalisierung
E-Mail: kossok-spiess@hde.de
Was sagen die Händler?
„Unternehmer müssen flexibel sein – klar. Besonders in der Pandemie waren wir häufig mit täglich wechselnden Herausforderungen konfrontiert. Als Team konnten wir da eine Menge ausgleichen. Dabei hat sich aber auch gezeigt, wie wichtig ein flexibler Personaleinsatz ist. Wir mussten Lücken füllen und Stunden ausgleichen. Unsere Minijobber waren eine große Hilfe. Die starre Einkommensgrenze ist allerdings überholt und sollte mindestens auf 600 Euro erhöht werden.“
Björn Fromm
Vizepräsident des HDE
Geschäftsführer Fromm Lebensmittel GmbH