So sieht es aus
Energiekosten bleiben hoch, Netzentgelte steigen
Die Energiepreise sind seit Beginn der Energiekrise zwar gesunken, liegen jedoch noch längst nicht auf einem Niveau, das für einen international wettbewerbsfähigen Standort notwendig wäre. Hohe Energiekosten bremsen weiterhin die Erholung der Wirtschaft von den Krisen der letzten Jahre. Die Energiekrise sollte nicht am Beginn des russischen Angriffskriegs (Februar 2022), sondern an dem rasanten Anstieg der Energiepreise ca. ein halbes Jahr vor dem Beginn des Krieges festgemacht werden. Hinzu kommt die Problematik der steigenden Netzentgelte, wodurch die Energiekosten weiter ansteigen. Der massive Stromnetzausbau ist eine Grundvoraussetzung für die Energiewende. Allerdings sollte darüber nachgedacht werden, wie die Energiewende sowie der Netzausbau künftig finanziert werden sollen, damit die Netzentgelte nicht so massiv steigen und die Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen nicht zu sehr belastet werden. Schließlich gibt es bei den Netzentgelten Privilegien, die in der aktuellen Form nicht mehr zeitgemäß sind.
Die Herausforderung
Hohe Energiekosten belasten Handelsunternehmen
Hohe Energiekosten bremsen weiterhin die Erholung der Wirtschaft von den Krisen der letzten Jahre. Vor allem steigende Netzentgelte verunsichern Unternehmen massiv und belasten VerbraucherInnen.
Das Modell der Kostenverteilung der Netzentgelte ist bei zunehmendem Ausbau von PV- und Windkraftanlagen nicht mehr zeitgemäß und sollte an die dezentrale Energieerzeugung angepasst werden.
Zeit zum Handeln
Bezahlbare Energie ist Schlüssel für den Standort Deutschland
Für das Gelingen der Energiewende ist es entscheidend, dass Unternehmen in hohem Maße elektrifizieren können, weshalb Strom im Vergleich zu fossilen Energieträgern deutlich günstiger sein muss. Die Stromsteuer sollte aus diesem Grund dringend nicht nur für die Industrie, sondern für alle auf EU-Mindestmaß abgesenkt werden.
Es bedarf dringend einer Entlastung von stark ansteigenden Kosten bei Netzentgelten. Der Einzelhandel möchte weiterhin mit dem Aufbau von PV-Anlagen zur Energiewende beitragen, erkennt aber zugleich die Verantwortung bei der Finanzierung der Netzentgelte. In Zeiten der steigenden Stromnetzentgelte und eines massiven Netzausbaubedarfs sollte die Kostenverteilung bei den Netzentgelten überdacht werden: Denkbar wäre unter anderem, dass durch die voranschreitende Dezentralisierung des Systems der Energieerzeugung sich auch Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen an den Netzgebühren beteiligen, gemessen an der tatsächlich stattgefundenen Einspeisung. Denn gerade Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen verursachen den Netzausbaubedarf. Dabei sollte die Beteiligung der EE-Anlagen an den Stromnetzentgelten sowohl für Neu- als auch für Bestandsanlagen gelten. Wichtig ist jedoch, dass der Ausbau von PV im gleichen Zug nicht durch falsche Anreize behindert wird. Zudem sollte es durch die Beteiligung von EE-Anlagen an Netzentgelten zu einer Absenkung der Netzentgelte beim Strombezug kommen.
Kundyz Alibekova
Energie- und Klimapolitik
E-Mail: E-Mail: alibekova@hde.de