Neustart nach der Krise
Corona hat die hierzulande bestehenden Strukturschwächen schonungslos offengelegt und den Strukturwandel weiter beschleunigt. Der Handel benötigt politischen Rückenwind, um nach dem Lockdown wirtschaftlich wieder durchstarten zu können.
Vor allem der stark mittelständisch geprägte Innenstadthandel ist in Folge der Krise wirtschaftlich ausgezehrt und kaum in der Lage, notwendige Investitionen in die Zukunft aus eigener Kraft zu stemmen. Wie kaum eine andere Branche ist der Handel jedoch auf eine leistungsfähige öffentliche Infrastruktur – analog wie digital – angewiesen. Für den Erhalt unserer Innenstädte braucht es daher dringend finanzielle Unterstützung, etwa durch einen staatlichen Innovationsfonds. Für die Stärkung der deutschen Binnenwirtschaft gilt es, alle überflüssigen Regulierungs- und Bürokratiebremsen zu lösen.
Die Politik muss vom Krisen- in den Zukunftsmodus umschalten. Nur dann kann der Handel auch in Zukunft seinen Beitrag zu Wohlstand und Wachstum leisten.
Forderungen
- ein Investitionsprogramm für den Handel
- die Priorisierung des Einzelhandels im EU-Wiederaufbauplan
- die Förderung und Beratung für die Digitalisierung von kleinen und mittelständischen Kaufleuten
- eine entsprechende digitale Infrastruktur, die digitale Geschäftsmodelle ermöglicht
- Innovationsförderungen für KMU
Positionen
Die Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Covid-19 Pandemie hat die öffentlichen Haushalte ins Defizit gestürzt: 2020 und 2021 wird der Staat voraussichtlich ein Defizit von insgesamt 300 Milliarden Euro machen.
Mit dem Corona-Wiederaufbaufonds „Next Generation EU“ in einer Gesamthöhe von 750 Mrd. Euro nimmt die Europäische Union zum ersten Mal in ihrer Geschichte gemeinsam Schulden auf.
Nachhaltigkeit kann und darf kein Eliteprojekt sein.
Wir machen es uns zur Aufgabe, die Breite der Gesellschaft mit allen Einkommensgruppen zu erreichen. An der Schnittstelle zum Verbraucher kommt dem Einzelhandel die besondere Rolle zu, die gestiegene Nachfrage nach verantwortungsbewussten Produkten zu erfüllen und Anreize für nachhaltigen Konsum zu setzen.
Unsere Innenstädte sind nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein europäisches Kulturgut und ein wichtiger Ort der Begegnung und Identifikation. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land.
Corona hat den digitalen Strukturwandel im Handel weiter beschleunigt. Damit die durch die Corona-Krise ohnehin stark belasteten kleinen und mittelständischen Händler angesichts des großen Investitionsbedarfs den Anschluss nicht verlieren, sind sie auf besondere Förderung bei der digitalen Transformation und der Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle angewiesen.
Ein freier und funktionierender Wettbewerb schafft Wohlstand und kommt damit nicht zuletzt auch den Verbrauchern zugute. Schwächere Marktteilnehmer werden durch die bestehende Rechtsordnung bereits effektiv vor ihren mächtigen Wettbewerbern geschützt.
Der Einzelhandel leistet als einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder in Deutschland einen wesentlichen Beitrag zum Wohlstand des Landes. Für einen gelungenen Neustart nach der Krise braucht es vor allem ein flexibles Arbeitsrecht, das es ermöglicht, die Chancen einer modernen Arbeitswelt voll auszuschöpfen.
Was sagen die Händler?
„Der Handel ist ein wichtiger Wachstums- und Innovationstreiber. Ihm kommt eine überragende Bedeutung innerhalb unserer Gesellschaft zu. Um auch in Zukunft die Bedürfnisse der Menschen optimal befriedigen zu können, bedarf es weiterer Investitionen seitens der Bundesregierung in die digitale Infrastruktur unseres Landes.“
Markus Meyer
BVDM-Präsidiumsmitglied
City-Polster Handels GmbH
Was sagen die Händler?
„Die Regierung hatte keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken, den stationären Nonfood-Handel zur Pandemiebekämpfung exklusiv zu schließen. Jetzt darf es dann auch keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken geben, ein Konjunkturpaket ausschließlich für den stationären Nonfood-Handel auf den Weg zu bringen.“
Carsten Doms
Präsidiumsmitglied HDE Sachsen
Geschäftsführer der expert ESC GmbH
Was sagen die Händler?
„Dass die EU ihren Mitgliedsländern mit einem Aufbauprogramm aus der Krise helfen will, ist sicherlich lobenswert. Hier muss der Handel mit an erster Stelle stehen. Es muss jetzt alle Kraft darauf verwendet werden, gerade auch in die Digitalisierung zu investieren.“
Ernst Läuger
Vizepräsident des HDE
Geschäftsführender Gesellschafter
Benno Marstaller KG
Was sagen die Händler?
„Die Corona-Pandemie hat die meisten Händler enorm geschwächt: Wir haben teilweise Altersvorsorgen und Bausparverträge aufgelöst und auch Schulden aufgenommen, um uns über Wasser zu halten. Der Innenstadthandel muss nun dringend unterstützt und gefördert werden! Gleichzeitig muss der Staat dafür auch wieder Geld durch Steuern einnehmen. Ich frage mich aber, wie das gehen soll. Etwa bei denen, die durch die Krise sowieso schon gebeutelt sind und einer ungewissen Zukunft ins Auge blicken?“
Jan Sebastian
Präsident Handelsverband Rheinland-Pfalz
Inhaber Juwelier Willenberg
Was sagen die Händler?
„Eine Sondersteuer auf den Onlinehandel soll eigentlich die großen amerikanischen Tech-Giganten treffen. In Wahrheit wäre sie ein Schlag ins Gesicht vieler mittelständischer Handelsunternehmen, auch lokaler Stationärhändler, die sich digitalisiert haben und Online als einen wichtigen und verzahnten Vertriebskanal betrachten.“
Hartmut Janßen
Vizepräsident Handelsverband Nordrhein-Westfalen
Inhaber von Janßen, Tabak & Genuss