So sieht es aus

Der stationäre Mittelstand in der Krise

Die Maßnahmen zur Pandemieeindämmung trafen den Handel hart. Die Ladenschließungen 2020 ruinierten die absatzstärksten Monate des Jahres. Stationäre Kaufleute mussten die schwerste Last tragen. Knapp zwei Drittel der Innenstadthändler sehen ihre Existenz in Gefahr, denn im Jahr 2020 verlor der Handel über 36 Milliarden Euro. Betroffen sind 50.000 Geschäfte mit über 250.000 Mitarbeitern. Wie keine Krise zuvor, zeigt uns Corona die Dringlichkeit der Digitalisierung des deutschen mittelständischen Handels. Die Herausforderung ist jedoch, dass viele mittelständische Händler mitten in der Corona-Krise nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, ihr Geschäft zukunftsfest zu machen.

Die Herausforderung

Digitalisierung als Erfolgstreiber ermöglichen

Kaufleute ohne digitale Vertriebswege mussten die ganze Last des Lockdowns tragen. Präsenz im Internet und auf Online-Marktplätzen hätten insbesondere im Mittelstand die Umsatzeinbrüche abfedern können. Vor allem im Handel sind die Möglichkeiten der Digitalisierung entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells. Die Digitalisierung eröffnet mannigfaltige Möglichkeiten wie Onlineshops, Onlinemarktplätze, Social-Media-Plattformen, Verkäufe über Mobilgeräte und spezielle Apps. Bislang nutzen nur die Hälfte der Händler diese Vertriebswege. In dieser prekären Lage mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln können die notwendigen Investitionen in die Digitalisierung aktuell vielerorts nicht gestemmt werden. Deshalb ist hier Unterstützung dringend notwendig.

Zeit zum Handeln

100 Millionen Euro für einen digitalisierten Handel

Der HDE fordert die Politik auf, ihre Überlegungen zur Digitalisierung des innerstädtischen Einzelhandels aus den vergangenen Jahren mit Leben zu füllen und einen Digitalisierungsfonds für den Einzelhandel in Höhe von 100 Millionen Euro aufzulegen. Dabei soll es um einen dreistufigen Prozess gehen.

In einer ersten Stufe wird das bereits bestehende Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Handel, das der HDE im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums als Konsortialführer leitet, weiterhin flächendeckend über die Chancen der Digitalisierung im Einzelhandel informieren. Mit Veranstaltungen, Webinaren und einem Digital-Mobil arbeitet das Kompetenzzentrum seit zwei Jahren daran, den Handelsunternehmen die digitalen Möglichkeiten aufzuzeigen.
In einer zweiten Stufe stellt sich der HDE nun Berater vor, die in den individuellen Einzelfällen geeignete und wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen zur Digitalisierung identifizieren. Dass dieser Ansatz erfolgreich ist, zeigen die Digitalisierungscoaches, wie sie in NRW bereits in die Praxis umgesetzt wurden. Auch das könnte unter dem Dach des bewährten Kompetenzzentrums stattfinden.

Am Ende soll dann über Förderanträge die Finanzierung entsprechender Digitalisierungsmaßnahmen ermöglicht werden. In dieser prekären Lage mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln können die notwendigen Investitionen in die Digitalisierung aktuell vielerorts nicht gestemmt werden. Deshalb ist hier Unterstützung dringend notwendig. Damit der Mittelstand in unseren Innenstädten in dieser Krise nicht unverschuldet den Anschluss verliert, braucht es ein staatliches Förderprogramm. Ansonsten drohen verödete Stadtzentren.

Insgesamt hat das Digitalisierungsprogramm des HDE ein Volumen von 100 Millionen Euro.
Wir müssen jetzt handeln und eine Investition in die Schlüsselbranche der Innenstädte tätigen. Lebendige Stadtzentren sind ein gesamtgesellschaftlicher Wert.

Dara Kossok-Spieß
Referentin Netzpolitik und Digitalisierung
E-Mail: kossok-spiess@hde.de

Was sagen die Händler?

Bild von Patrick Schappert Händler für Unterhaltungselektronik

„Wir müssen da hin gehen, wo der Kunde ist. Das ist heute das Internet. Schnell, spontan und authentisch – so muss unser Auftritt sein. In einer Krise wie der jetzigen brauchen wir dafür rasche Hilfe der Politik.“

Patrick Schappert
Händler für Unterhaltungselektronik